Zusammenfassung
Hintergrund Die sakrale Neuromodulation (SNM) hat sich in den letzten 2 Jahrzehnten fest in der
Therapie funktioneller Beckenbodenerkrankungen etabliert. Trotz nicht vollständig
geklärtem Wirkungsmechanismus ist sie zum bevorzugten Verfahren in der chirurgischen
Therapie der Stuhlinkontinenz geworden.
Methoden und Ergebnisse Es wurde eine aktuelle Literaturanalyse zur Schrittmacherprogrammierung sowie zu
Langzeitergebnissen der SNM bei Stuhlinkontinenz und Obstipation
durchgeführt.
Die SNM bei Stuhlinkontinenz zeigt sich auch im Langzeitverlauf erfolgreich. Über
die Jahre konnte das Indikationsspektrum auf Patienten mit Sphinkterläsionen ausgeweitet
werden. Die
Anwendung beim Low Anterior Resection Syndrome (LARS) nach Rektumresektion ist aktuell
in klinischer Erprobung. Bei den verschiedenen Formen der Obstipation hingegen ist
die Wirkung der
SNM nicht eindeutig belegbar. In mehreren randomisierten Cross-over-Studien konnte
kein Erfolg nachgewiesen werden, auch wenn dieser möglicherweise für Untergruppen
der Obstipation
besteht. Zum jetzigen Zeitpunkt kann die Anwendung nicht allgemein empfohlen werden.
Die Schrittmacherprogrammierung definiert Elektrodenkonfiguration, Stimulationsamplitude,
Pulsfrequenz und Pulsbreite. Während die Einstellung von Pulsfrequenz und -breite
eher anhand
standardisierter Werte erfolgt und meist als Niederfrequenzstimulation mit einer Frequenz
von 14 Hz und einer Pulsbreite von 210 s durchgeführt wird, werden Elektrodenkonfiguration
und
Stimulationsamplitude individuell an den einzelnen Patienten angepasst. Insbesondere
im 1. postoperativen Jahr können Reprogrammierungen aufgrund von Wirkungsverlust oder
Nebenwirkungen
erforderlich werden.
Trotz geringer Häufigkeit von Infektionen und Elektroden-/Impulsgeberfehlfunktionen
benötigen im Langzeitmanagement bis zu 65% der Patienten operative Revisionen. Diese
sind bei etwa 50%
bedingt durch erwartbare Batterieerschöpfung des Impulsgebers. Auch mindestens eine
Reprogrammierung wird bei 75% der Patienten im Verlauf erforderlich, meist aufgrund
einer
Wirkungsveränderung, seltener aufgrund von Schmerzen. Regelmäßige Nachuntersuchungen
sind empfehlenswert.
Schlussfolgerung Die SNM hat sich in der Langzeittherapie der Stuhlinkontinenz als sicheres und erfolgreiches
Verfahren bewährt. Um einen optimalen Therapieerfolg zu erzielen, ist
eine strukturierte Nachsorge erforderlich.
Abstract
Background Over the last two decades, sacral neuromodulation (SNM) has established its role
in the treatment of functional pelvic organ-/pelvic floor disorders. Even though the
mode of action is not fully understood, SNM has become the preferred surgical treatment
of fecal incontinence.
Methods and Results A literature search was carried out on programming sacral neuromodulation and long-term
outcomes in treating fecal incontinence and constipation.
Sacral neuromodulation was found to be successful in the long term. Over the years,
the spectrum of indications has expanded, and now includes patients presenting with
anal sphincter
lesions. The use of SNM for low anterior resection syndrome (LARS) is currently under
clinical investigation. Findings of SNM for constipation are less convincing. In several
randomised
crossover studies, no success was demonstrated, even though it is possible that subgroups
may benefit from the treatment. Currently the application cannot be recommended in
general.
The pulse generator programming sets the electrode configuration, amplitude, pulse
frequency and pulse width. Usually pulse frequency and pulse width follow a default
setting (14 Hz,
210 s), while electrode configuration and stimulation amplitude are adjusted individually
to the patient need and perception of stimulation.
Despite low infection rates and few electrode-/pulse generator dysfunctions, up to
65% of patients require surgical reintervention during long term follow-up – in 50%
of cases because of
battery depletion, which is an expected event. At least one reprogramming is necessary
in about 75% of the patients during the course of the treatment, mostly because of
changes in
effectiveness, but rarely because of pain. Regular follow-up visits appear to be advisable.
Conclusion Sacral neuromodulation can be considered to be a safe and effective long-term therapy
of fecal incontinence. To optimise the therapeutic effect, a structured follow-up
regime is advisable.
Schlüsselwörter
sakrale Neuromodulation - Stuhlinkontinenz - Programmierung - Langzeitmanagement
Keywords
sacral neuromodulation - fecal incontinence - programming - long-term management